Wissen Wildnis

Einen Langbogen bauen

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So fing alles an. Mikado – Eschenmikado.

Ein besonderes Holz, die Esche, der Baum Yggdrasil. An deren drei Wurzeln die drei Nornen sitzen und über das Leben entscheiden. Urd, Verdandi und Skult – die Eine webt das Leben, die Nächste misst den Lebensfaden und die Dritte schneidet ihn ab. So ließt frau in der Edda.

Auf der traumhaften Kirschplantage in Werder “Einfachsein” fand jede ihren Eschenbogen als Rohling vor. Es war ein besonderer Moment, meinen Bogen das erste Mal in den Händen zu halten, zu fühlen, was er mir beibringen will. Meinen Langbogen bauen, ein heiliger Akt. Ich hoble und schleife und rasple die Ungeduld aus meinen Knochen, die Angst vorm Loslassen und die Unlust an der Routine. Ganz bewusst möchte ich das Wissen in meinen Bogen einarbeiten. Beobachte mich, wo meine Widerstände sich zeigen. Wann verlässt mich die Lust? Wann ist es wichtig meine Grenze zu halten? Wann ist es dran zu pausen? Wo gebe ich meine Feinheit hinein? Was für Gedanken gehen mir durch meinen Geist, wenn ich arbeite? Wie bewusst tue ich meine Arbeit in diesem Augenblick des Schleifens? Lasse ich mich antreiben oder lasse ich mir Zeit? All dem konnte ich beim Arbeiten nach spüren. Von mir mehr erfahren, meine Blockaden anschauen und meine Strategien durchleuchten. Mit meiner Clownfrau lachen, die – der Göttin sei dank – in mir wohnt.

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Späne fallen und mit ihnen das Alte, was gehen darf. Immer mehr, Span für Span.

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So langsam formt sich der Bogen und mit ihm, meine Beweglichkeit. Meine Fähigkeit zur Anspannung und Entspannung, das Loslassen können im rechten Moment. Atmen und in meine Würde, in meine Aufrichtigkeit gehen, in ihr stehen. Feinarbeit, genaueres Reinspüren und weiter an der Biegsamkeit, meiner Beweglichkeit feilen.

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Dann war es endlich soweit. Pfeile frei geben. Ziel erst anschauen, dann den Bogen ausrichten und den Pfeil loslassen.

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Auch die Pfeile wollten selber gebaut werden und die Federn ausgesucht. Magische Pfeile sollten es werden, mit denen ich raus gehen kann aufs Feld und meditieren, Achtsamkeit üben und weiter an mir wachsen kann.

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Das war unser Bogenbauer – Gerhard Wiedemann – Baum und Bogen. Ein ganz achtsamer Mann und sehr matriarchal inspiriert. Es ist fein mit ihm zu arbeiten.

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www.baum-und-bogen.de / 01577. 321 20 40